Marschzahlen
Mit Hilfe von Marschzahlen kann man auch bei Dunkelheit und Nebel, in unübersichtlichem Gelände oder in geschlossenen Waldgebieten sicher ans Ziel gelangen. Beim Umgehen von unüberwindbaren Hindernissen können sie ebenfalls eine nützliche Orientierungshilfe sein. Reiten nach Marschzahlen oder Reiten von Punkt zu Punkt gehört deshalb zu den Fertigkeiten, die bei TREC-Wettbewerben geprüft werden.
Mit dem Kompass wird dabei der Winkel gemessen, der von der Nordrichtung und der Zielrichtung eingeschlossen wird. Dieser Kurswinkel, auch Azimut oder Marschzahl genannt, wird im Uhrzeigersinn gemessen und liegt zwischen 0 und 360 Grad.
Nord |
Ost |
Süd |
West |
0° / 360° |
90° |
180° |
270° |
Wird auf einem Orientierungsritt die Aufgabe nach Marschzahlen zu reiten gestellt, dann wird den Reitern an einem bestimmten Kontrollpunkt die Karte abgenommen und in einen versiegelten Umschlag gelegt. Gleichzeitig erhalten sie ein Blatt Papier, auf dem mehrere Richtungsangaben mit dazugehörigen Entfernungen notiert sind, die dann nacheinander geritten werden sollen:
z.B.
120° |
3000 m |
44° |
250 m |
68° |
1.800 m |
usw.
Es können durchaus 13 oder mehr Richtungsänderungen vorgegeben sein.
Um diese Aufgabe erfüllen zu können, stellen wir z.B. als erstes die Marschzahl 120° auf unserer Kompaß-Ablesemarke ein und drehen uns mit dem Kompaß in der Hand in Höhe der Brust so weit um die eigene Achse, bis die Magnetnadel deckungsgleich mit der Nordmarke der Teilkreisscheibe liegt. Ein Blick durch die Visiervorrichtung zeigt uns jetzt die gewünschte Richtung von 120°, in die wir uns 3000 m bewegen sollen. Dort angekommen, stellen wir unseren Kompaß z.B. auf die Marschzahl 44° ein, drehen uns wieder so weit um die eigene Achse, bis die Magnetnadel über der Nordmarke liegt, schauen durch die Visiervorrichtung und reiten 250 m in diese Richtung. Mit weiteren Richtungsangaben verfahren wir ebenso, bis das Ziel erreicht ist. Den Umgang mit Kompaß und Visiervorrichtung sollte man im Vorfeld gründlich üben, denn nur wer ruhig und präzise vorgeht, erhält korrekte Meßergebnisse.
Nach dem Ermitteln der Zielrichtung folgt das Abmessen der zu reitenden Strecke.
Bei kürzeren Entfernungen kann man absteigen und die eigenen Schritte zählen, was bei guter Vorbereitung zu recht exakten Messungen führen kann. Bei größeren Entfernungen zählt man besser die Doppelschritte seines Pferdes. Diese Methode führt wegen der variablen Schritt- bzw. Trittlänge der Pferde zu nicht ganz so genauen Ergebnissen; immer vorausgesetzt, dass man die eigene Schrittlänge und die seines Pferdes kennt. Eine dritte Möglichkeit ist es, mit Hilfe der Zeit eine Strecke zu bestimmen. Dazu muss man wissen, wieviel Minuten sein Pferd für 100 m Schritt bzw. Trab benötigt.
Komplizierter wird es, wenn der Veranstalter keine Längenangaben macht, sondern nur bestimmt, wie lange in eine entsprechende Richtung zu reiten ist.
z.B.
120° |
27 Minuten |
44° |
12 Minuten |
68° |
18 Minuten |
usw.
In solch einem Fall muß man erst einmal unter Berücksichtigung des für die gesamte Etappe vorgeschriebenen Tempos errechnen, wieviel Meter man z.B. in 27, 12 oder 18 Minuten zurücklegt. Hat man die Zeitangabe in Meter umgerechnet und die richtige Marschzahl ermittelt, dann kann man sich auf den Weg machen. Bei sorgfältiger Ausführung wird man das Ziel erreichen.