Fortbildungsveranstaltung für Internationale-FITE-Richter
Von Schweden bis Portugal, von Großbritannien bis nach Österreich, aus insgesamt 11 FITE- Mitgliedsstaaten waren jeweils kleine Richtergruppen der diesjährigen Einladung ihrer europäischen Dachorganisation gefolgt, um an einer Fortbildungstagung für FITE-Richter am 16./17. März in Brachfeld (B-W) teilzunehmen.
Während dieser Veranstaltung wurden nicht allein die Veränderungen und Ergänzungen im neuen Regelwerk vorgestellt und erläutert, es wurden aufgetauchte Unregelmäßigkeiten bei Wettbewerben angesprochen und nach Lösungsvorschlägen zur künftigen Vermeidung gesucht.
In der Hauptsache war man bemüht sicherzustellen, dass ganz gleich in welchem Land ein hochrangiger Wettbewerb ausgetragen wird, bei der Leistungsbeurteilung möglichst immer das von der FITE geforderte Niveau zugrunde gelegt wird.
Geleitet wurde die Veranstaltung vom Technischen Delegierten der FITE, Thierry Maurouard, der von seinem französischen POR-Experten Jean de Chatillon tatkräftig unterstützt wurde.
Des Weiteren war auch der neugewählte Präsident der FITE-Sportkommission, Marc Renard, unter den Gästen, so dass die geballte "FITE-Kompetenz" vor Ort zur Verfügung stand.
Die Beiträge der Referenten wurden knapp aber dennoch überzeugend mehrsprachig vorgetragen und ohne Umschweife auf den Punkt gebracht. Speziell angesprochen wurde u.a., dass man künftig auch während des Orientierungsrittes Kontrollen nach unangemeldeten technischen Geräten z.B. Zweithandys, Tablets, elektronischen Uhren oder ähnlichen Geräten durchführen und das Vorhandensein solcher illegaler Hilfsmittel mit Sanktionen belegen wird.
Ebenfalls zu bestrafen beabsichtigt man die sogenannten "Trittbretttfahrer", die sich übermäßig viel, d.h., mehr als zwei Etappen von anderen Reitern durch den POR schleppen lassen. Hierbei besteht allerdings die Schwierigkeit, der richtigen Zuordnung, an der noch gearbeitet wird.
Ein Schwerpunkt der Diskussion waren die unterschiedlichen Auffassungen zur Routenführung bzw. Platzierung der KPs beim letzten Championat in Italien. Jean de Chatillon, der federführend für die Championats-Strecke verantwortlich zeichnete, wies jede auch noch so dezent vorgetragene kritische Anmerkung kategorisch zurück. Er begründete ausführlich und für alle nachvollziehbar, dass die Reiter mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln durchaus in der Lage waren, die Anforderungen fehlerfrei zu erfüllen.
Es habe ohne Ausnahme immer "remarkable points" auf der Karte und im Gelände gegeben, an denen die aufmerksamen Reiter unschwer erkennen konnten, nach welcher Entfernung sie mit einer für ihre Etappe markanten Richtungsänderung rechnen mussten. Von besonderen Schwierigkeiten konnte keinesfalls die Rede sein. Im Übrigen habe er die Ergebnislisten akribisch auf Fehlerquellen durchsucht, sie analysiert und dabei festgestellt, dass im Großen und Ganzen 80 % der Reiter die gestellten Aufgaben korrekt lösen konnten.
Bei seinen umfangrechen Recherchen und Analysen von verschiedenen Veranstaltungen sei ihm außerdem aufgefallen, dass die meisten POR-Fehler auf einer Fehleinschätzungen der Distanzen basierten.
Des Weiteren wurde auch auf die in den letzten Jahren eingeführten und immer wieder gern gestellten Marschzahlen- oder Koordinatenaufgaben eingegangen. Nach Meinung des POR-Experten Chatillon sollten diese lediglich zu Übungszwecken in den unteren Wettbewerbskategorien angewandt werden. Wettbewerbe, insbesondere der höchsten Schwierigkeitsstufe, sollten nach Möglichkeit weiterhin ohne diese Hilfsaufgaben auskommen und sich nach wie vor allein auf das korrekte Lesen der Karte beschränken.
Bei einer gemeinsamen Beurteilung von zwei Reiterinnen an verschiedenen PTV-Hindernissen stellte sich heraus, dass die Verantwortlichen der FITE unerwartet hohe Anforderungen an die Bewertung des gezeigten Stils stellten. Volle Punktzahl von + 3 wurde so gut wie nie vergeben, dagegen scheute man sich nicht, auch in den Minusbereich zu gehen. Kleinste, kaum spürbare Zögerungen des Pferdes, leicht unruhige Zügelführung , fehlende Körperspannung oder auch ein nicht ganz geregelter An- und Abritt reduzierten die Stilnote in den meisten Fällen auf 0 bzw. +1 Punkt.
Die meisten anwesenden Richter bewerteten die Ausführungen der Reiterinnen in der Regel positiver und werden sich bei Wettbewerben der höchsten Kategorie daran gewöhnen müssen, selbst bei kleinsten Unzulänglichkeiten die strengen Vorgaben der FITE umzusetzen.