FITE-Richter-Meeting 2016


20 Richterausbilder aus 8 europäischen Nationen trafen sich am Wochenende vom 4. bis 6. März im schweizerischen Satigny, Nähe Genf, um sich über das TREC-Reglement 2016 zu informieren. Aus Deutschland waren Gerlinde Hoffmann, Meike Lefévre, Ingo Meyer und das Ehepaar Schäfer angereist, um von Thierry Maurouard, dem Technischen Delegierten der FITE, die Neuregelungen für 2016 bzw. die neuesten Auslegungen des bestehenden Regelwerks in Erfahrung zu bringen.



Folgende Punkte wurden erörtert:

Mit der neu geschaffenen Position des stellvertretenden Technischen Delegierten der FITE wurde Wolfgang Scheifinger aus Österreich betraut.
Das Tragen eines Reithelms nach EN 1384 ist verpflichtend, sobald man auf dem Pferd sitzt. Bei Nichtbeachtung erfolgt Ausschluss.
Aus Sicherheitsgründen ist beim PTV mindestens ein Rückenprotektor vorgeschrieben. In Ländern, in denen das Tragen einer Sicherheitsweste Pflicht ist, reicht ein Protektor nicht aus, es darf dort nur mit Sicherheitsweste gestartet werden.
Während des POR darf miteinander gesprochen werden, jedoch nicht über die Strecke.
Nach Erreichen des POR-Ziels bzw. des Streckenendes muss der Reiter sein Pferd innerhalb von 30 Minuten zur Verfassungsprüfung vorstellen, andernfalls erfolgt Ausschluss.
Beim Verlust eines Eisens während des POR darf der KP nur mit erneuertem Beschlag oder mit Hufschuh verlassen werden. Bei jeder Ausrüstungs- bzw. Verfassungskontrolle muss das Pferd so vorgeführt werden, wie bei der ersten Vorstellung.
Die POR-Startlinie ist jetzt unmittelbar am Ausgang des Kartenraums zu platzieren und muss ausgeflaggt sein.
Ob bei MA / PTV eine Helmkamera getragen werden darf, oder dies aus Sicherheitsgründen nicht erlaubt ist, entscheidet die Ground Jury.
Fehler bei der MA werden nur gewertet, wenn 2 Richter denselben Fehler feststellen. Wichtig ist also, dass die Richter notieren, ob es sich um einen Gangartenfehler oder ein Übertreten der Bahnbegrenzung handelte.
Der Galopp bei der MA muss als Dreischlag erfolgen. Trab vorn und hinten Galopp oder umgekehrt, werden ebenso wie Kreuzgalopp, als Fehler gewertet. Bei der Schrittphase ist ein Vierschlag vorgeschrieben, Pass zählt wie Trab als Gangartenfehler.
Videos bzw. Fotos sind als Beweismittel nicht zugelassen.
Während der Wettbewerbe dürfen elektronische Kommunikationsmittel zwischen Reiter und Betreuer nicht benutzt werden.
Der schnellere Reiter hat beim PTV Vorrang vor dem Langsameren. Es ist dem Langsameren freigestellt, wie er sein Pferd während der Wartezeit bewegt. Die Wartezeit wird ihm gutgeschrieben.
Erreicht ein Pferd lahmend den KP, setzt der Richter sich mit der Ground Jury in Verbindung, die dann entscheidet, ob das Pferd angehalten wird, oder der Ritt fortgesetzt werden kann. Die Wartezeit wird neutralisiert.
Nach einem Sturz beim PTV soll der Richter die Ground Jury informieren, die dann über eine Fortsetzung des Wettbewerbes entscheidet. Auch hier wird die Wartezeit neutralisiert.
Die Regelungen für den Verlust eines Eisens bzw. Hufschuhs beziehen sich allein auf den POR.
Beim PTV gilt es nicht als Verweigerung, wenn ein Pferd seitwärts tritt, oder einen Huf hebt und ihn wieder auf dieselbe Stelle zurücksetzt.
Für Brutalität im PTV wurden die Strafpunkte von minus 3 auf minus 5 erhöht.
Wird bei einem Reiter mehr als drei Mal Brutalität registriert, wozu auch verbale Attacken gehören, trifft die Ground Jury die Entscheidung über einen Ausschluss.
Das Einknicken eines Pferdes auf seine Vorderfußwurzelgelenke gilt nicht als Sturz, kann aber als "gefährliche Situation" gewertet werden.
Als "nicht korrigiertes Verreiten" und damit 0 Punkte für den gesamten PTV wird bewertet: Das Bewältigen eines Hindernisses von der falschen Seite oder eines Hindernisses, das nicht zum Parcours gehört. Als "korrigiertes Verreiten" mit lediglich 3 Minuspunkten für Verweigerung (Volte) zählt, wenn man ein versehentlich ausgelassenes Hindernis nachholt und danach seinen Parcours fortsetzt.
Das Berühren der Labyrinth-Stangen wird mit einem Punkt Abzug in der Stilnote berücksichtigt.
Ist die MA-Bahn in Form eines Hufeisens angelegt, muss dem Reiter die Möglichkeit gegeben werden, die Aufgabe von beiden Seiten beginnen zu können, damit er die Wahl zwischen Rechts- und Linksgalopp hat.
Die PTV-Zeitmessung muss elektronisch und von Hand erfolgen.
Start- und Ziellinie können auch an der Hand passiert werden.
Wird ein Hindernis während des PTV unbrauchbar, wird es gesperrt und alle Reiter erhalten 10 Punkte für dieses Hindernis.
Probesprünge auf dem Abreiteplatz dürfen nicht höher sein, als die Hindernisse im Wettbewerb.
Beim Hindernis "einhändige Acht" gelten die Verlängerungen der Start- und Ziellinie als Hindernisbegrenzung. Ein Überreiten dieser Linien gilt als Verlassen des Hindernisses mit der Benotung 0 Punkte für das Hindernis.
Die Umlaufzeit für den PTV wurde neu geordnet: Maximal sollen 12 km/h gelten evtl. können 15 Sekunden Zeitzuschläge für die langsamen Hindernisse Typ 3 und 5 aus der Liste Art. 6.4 D hinzukommen.
Steht ein Pferd beim Aufsitzen nach "Hindernissen a.d. Hand" nicht still, sondern dreht sich z.B. um die eigene Achse, dann gilt das als Volte und wird mit 3 Minuspunkten geahndet, die der Richter am dazugehörigen Hindernis notiert.
Wenn beim Aufsitzen nach "Hindernissen a.d. Hand" der Zügel auf den Boden fällt und der Reiter wohlmöglich noch in den Zügel tritt, dann gilt das als "gefährliche Situation". Die hierfür vorgesehenen 3 bzw. 5 Strafpunkte sollen vom Richter des nachfolgenden Hindernisses notiert werden.

Wenn dem einen oder anderen die oben erklärten Änderungen bzw. Erläuterungen unschlüssig oder nur schwer nachvollziehbar erscheinen, dann handelt es sich weder um eine fehlerhafte Berichterstattung noch um Übersetzungsprobleme, sondern wurde in dieser Form als Durchführungsanleitung vorgetragen. Auch das FITE-Reglement ist, ebenso wie alle anderen Regelwerke, immer wieder Veränderungen unterworfen und befindet sich praktisch ständig in Überarbeitung. Damit die Freude am Sport nicht auf der Strecke bleibt, sollten die TREC-Richter bei ihren Bewertungen viel Augenmaß und noch mehr Fingerspitzengefühl walten lassen.