TREC 2002 - Wanderreiterchampionat in El Rocío
El Rocio/ESP (fn-press). Auch für die Wanderreiter ging es in diesem Jahr bis nach Andalusien: Während die etablierten Disziplinen in Jerez de la Frontera ihre Weltmeisterschaften austrugen, trafen sie zu ihrem Championat westlich von Sevilla in El Rocío am Rande des Nationalparks La Doñana zusammen. Zum dritten Mal in direkter Folge siegte mit 1.032 Punkten die Mannschaft aus Frankreich vor dem Team aus Österreich (966 Punkte) und dem Gastgeber Spanien (872 Punkte). Die deutschen Reiter landeten auf dem fünften Platz (735). Die Einzelwertung gewann mit 347 von 480 möglichen Punkten ebenfalls ein Franzose: Tristan Graçient mit Galant du Centaure. Die Silbermedaille errang der Österreicher Friedrich Kriechbaumer mit Farina (360 Punkte), der damit die französische Vorherrschaft in dieser Disziplin durchbrach. Auf dem Bronzerang folgte Ken Poste (Frankreich) mit Graffity (355 Punkte). Als beste deutsche Teilnehmerin landete Caroline Mahlke (Schrammberg-Waldmössingen/Baden-Württemberg) mit Jitzke K auf dem 16. Platz, einen Platz vor Mari Pohlenz (Saint-Genest-Malifaux/Frankreich) mit Dalou. Die weiteren deutschen Reiter belegten die Plätze 27, 29, 30 und 39: Antje Bloch (Kalchreuth/Bayern) mit Bajazzo, Beatrix Mahlke (Schrammberg-Waldmössingen/Baden-Württemberg) mit Jarrito, Birgit Schuster (Wehrheim/Hessen) mit Rico und Florian Mahlke mit Klawer Heer (Schrammberg-Waldmössingen/Baden-Württemberg).
"Internationales Dorf der Pferde", so nennen die Einwohner ihren Ort liebevoll und dem besonderen Flair konnten sich Teilnehmer und Besucher nicht entziehen. In El Rocío gibt es ausschließlich unbefestigte Sandpisten, vor jedem Haus, Laden oder Restaurant sind Anbindemöglichkeiten für Pferde angebracht. Überall rundherum weiden Hunderte von Pferden und Rindern auf weiten Flächen im Mündungsdelta des Guadalquivir, die während größerer Teile des Jahres knochentrocken sind, im Winter jedoch unter Wasser stehen. Während des Jahres wohnen nur etwa 1.500 Einwohner in El Rocío, zu Pfingsten jedoch kommen eine Millionen Gäste zur berühmten Wallfahrt zu Ehren der Maria von Rocío. In diesem Jahr kehrte auch zur Weltmeisterschaft der Wanderreiter Trubel in den Ort ein, der sonst in weiten Teilen einer Western-Geisterstadt ähnelt. Die Mannschaften wurden im Rathaus untergebracht und verköstigt, sicher für andere Teile Europas nicht unbedingt üblich. In jeder Hinsicht also eine einzigartige Atmosphäre. Das trug zusammen mit der perfekten Organisation dazu bei, dass die gesamte Veranstaltung in allerbester Stimmung ablief.
Die Verfassungsprüfung am Freitag passierten alle Pferde ohne Beanstandung, so dass alle 53 Paare zur ersten Teilprüfung, dem 47 Kilometer langen Orientierungsritt am Samstag, antreten durften. Dieser Orientierungsritt mit Tempovorgaben stellte die Teilnehmer vor eine besondere Herausforderung, weil die Karten so gar nicht denjenigen ähnelten, die man bislang gewohnt war. Hinzu kam, dass die Orientierung in weiten Pinien- oder Eukalyptuswäldern, in denen alles gleich aussieht, ausgesprochen schwierig war. So wurde es ein langer Tag. Die ersten Reiter gingen noch vor Tagesanbruch auf die Strecke und die letzten Reiter kamen in Dunkelheit zurück. Dennoch waren sich hinterher alle einig: Es war eine schwere aber faire Strecke, die insbesondere die Konzentration der Reiter forderte ohne die Pferde zu überlasten. Dazu trug auch das Wetter bei, das sich nach vorangegangenen sehr heißen Tagen nun bewölkt und mit angenehmen Temperaturen präsentierte. Das zeigte auch die Verfassungsprüfung am Sonntag morgen, die wieder alle anstandslos absolvierten. Als Sieger des Orientierungsrittes ging mit 212 Punkten souverän Tristan Graçient mit Galant du Centaure hervor, der damit bereits die Grundlage für den späteren Gesamtsieg legte. Auf Platz zwei folgte Jean de Chatillon mit Guitouna (184 Punkte) und auf Platz drei und vier die beiden besten Österreicher Gerhard Allmer mit Paddy O’Roy (179) und Friedrich Kriechbaumer mit Farina (174). Beste Deutsche in dieser Prüfung waren Antje Bloch mit Bajazzo (139) auf Platz zwölf und Caroline Mahlke mit Jitzke K auf Platz 13 (125).
Die Rittigkeitsprüfung am Sonntag morgen bescherte den Deutschen so manche Probleme. Als beste deutsche Reiterin schnitt hier Mari Pohlenz ab, die mit 45 von 60 möglichen Punkten auf Platz 14 landete. Florian Mahlke erreichte 18 Punkte (Platz 30), Caroline Mahlke 14 Punkte (Platz 32) und Birgit Schuster drei Punkte (Platz 38). Für Antje Bloch und Beatrix Mahlke konnten keine Punkte verbucht werden. In Führung lagen in dieser Teilprüfung die Österreicher Friedrich Kriechbaumer und Karl Gruber mit Daisy mit jeweils 58 Punkten vor dem Belgier Joseph Bosco mit Kipling (55 Punkte).
In der dritten Teilprüfung, dem 3.400 Meter langen Geländeritt mit 16 Natur- und Trailhindernissen, bereiteten den deutschen Reitern insbesondere die Sprünge einige Mühe: Baumstamm, Hecke, Graben, Auf- und Tiefsprung. Das beste Ergebnis erzielte Beatrix Mahlke, die mit ihrem Jarrito einen furiosen Ritt hinlegte, der ihr zusammen mit Marc Couffin (Frankreich) 144 von 160 möglichen Punkten und damit den dritten Platz einbrachte. Sieger in dieser Teilprüfung wurde der Franzose Ken Poste mit 154 Punkten vor Carlos Bosch Cebrián aus Spanien mit 146 Punkten. Überhaupt zeigten die Franzosen wie gewohnt eine ausgeglichene Leistung ebenso die Österreicher, und auch die Spanier konnten hier wichtige Punkte sammeln; auf dem fünften bis neuten Platz wechselten sich französische und spanische Reiter ab. Dieses Ergebnis in der letzten Teilprüfung war letztlich dafür ausschlaggebend, dass sich die Spanier nach Frankreich und Österreich die Bronzemedaille in der Gesamtwertung sichern konnten. Die Briten, die in El Rocio auf Leihpferden antraten, konnten dagegen das gute Ergebnis des Vortages nicht halten, sie mussten mit dem undankbaren vierten Platz in der Gesamtwertung vorlieb nehmen. G.H.