WM 2004 in Zweibrücken - Teil 3 -
In der Nacht zum Sonntag setzten wolkenbruchartige Regenfälle einen Teil der Außenanlagen des Landgestüts unter Wasser. Viele Reiter hatten sich nach dem großen Championatsfest vom Vorabend etwas mehr Schlaf genehmigt, und deshalb herrschte um sechs Uhr in der Früh noch nächtliche Stille in den Stallungen; nur hier und da schnaubte ein Pferd in der Dunkelheit. Das mattgelbe Licht der Straßenlaternen spiegelte sich in den Pfützen des Reitplatzes wider. Man traute seinen Augen kaum, aber zu dieser unwirtlichen Stunde tauchte vom Gebüsch zeitweise verschluckt doch tatsächlich schemenhaft immer wieder ein Reiter auf. Unbeirrt von den widrigen Umständen ritt er sein Pferd Runde um Runde durch den aufgeweichten Boden. Dieses war am Vortag auf der Asphaltstraße gestürzt und sollte nun besonders gründlich aufgewärmt und gelockert werden. Die Mühe hat sich dann auch gelohnt; später ist es ohne Beanstandung durch die Veterinärkontrolle gekommen und erhielt somit die Starterlaubnis für MA und PTV. Nicht alle Teilnehmer hatten so viel Glück. Am zweiten Wettkampftag waren in der Gruppe der Senioren nur noch 48 Pferde im Wettbewerb. Die anderen waren, wenn auch nur wegen kleinerer Blessuren, vom Tierarzt aus der Wertung genommen worden.
Nachdem die
Junioren am Vormittag ihre letzten beiden Prüfungen auf der Rennwiese
absolviert hatten, hieß es ab 11 Uhr 40 Start frei für den ersten Reiter der
Senioren. Zuerst galt es die Rittigkeitsprüfung trotz des matschigen Bodens auf
der Rennbahn so gut wie möglich hinter sich zu bringen, dann gab es eine kurze
Verschnaufpause von etwa 10 Minuten, danach wurde im 4-Minuten-Takt zum PTV-Umlauf
gestartet. Auf einer Länge von 2.900 Metern waren 16 Hindernisse in 15
Minuten zu bewältigen. Eine Schwierigkeit lag schon allein darin, sich die
Linie des Parcours zu merken, die durch fünf Pflichttore großräumig kreuz und
quer über die Rennwiese führte.
Die Hindernisse selbst stellten eigentlich
keine besonders schwierigen Anforderungen. Dass es dennoch nicht für alle
Teilnehmer die erhoffte Punktzahl gab, mag daran gelegen haben, dass zwischen
den Hindernissen immer wieder lange Strecken zu galoppieren waren, auf denen
manche Pferde von den Hilfen kamen, und dadurch für die ruhigeren Aufgaben
nicht mehr gehorsam genug waren.
Obwohl die Zeit reichlich bemessen war, verführte die Rennbahn fast alle Reiter ein höheres Tempo einzuschlagen, als nötig und vernünftig gewesen wäre. Den Zuschauern boten sich dadurch allerdings wunderschöne Galoppaden, die mit viel Beifall belohnt wurden.
Ausgerechnet das turkmenische Rennpferd eines deutschen Teilnehmers zeigte hier nicht, was in ihm steckt. In gemäßigtem Tempo, sichtlich irritiert, absolvierte es schwunglos den Parcours. Was zu diesem Zeitpunkt niemand ahnen konnte, der Reiter hatte sich beim ersten Sprunghindernis, der Buschhürde, einen äußerst schmerzhaften Muskelfaserriß im Oberschenkel zugezogen, so dass er nur mit großer Mühe den Parcours fortsetzen konnte. Das empfindsame Pferd bemerkte selbstverständlich sofort den veränderten schweren Sitz seines Reiters und reagierte entsprechend verunsichert. Gehorsam erfüllte es dennoch seine Aufgaben und konnte trotz des Handicaps erfreuliche 139 Punkte für sich verbuchen.
Es gab aber auch viele ausgeglichene, harmonische Vorstellungen, so dass sich die Zuschauer ein anschauliches Bild von dieser in Deutschland noch unbekannten Reitsportdisziplin machen konnten.
In der
Mannschaftswertung erreichte das deutsche Team (v.r. Beatrix Mahlke, Bess Klingmüller, Constanze Klöcker und Vera Lohrmann mit Equipechef Florian Mahlke) hinter Frankreich und Österreich Platz
drei. Erstmals seit 1997 gelang es damit einer deutschen Mannschaft wieder eine
Medaille zu erringen.
Einzelsieger wurde Ken Poste (Frankreich) mit 399 Punkten vor Arnold Huber (Österreich) 386 Punkte und Bull Cauchois (Frankreich) 386 Punkte. Bester Deutscher wurde Ingo Meyer, der mit 352 Punkten in die Top Ten des diesjährigen Weltchampionats einzog.
Herzliche Glückwünsche an alle Beteiligten !
An dieser
Stelle nochmals ein großes DANKESCHÖN an alle Sponsoren, die uns großzügig
unterstützt haben, und auch an die vielen Helfer der "Rotkäppchen-Truppe",
ohne die eine solche Veranstaltung nicht hätte stattfinden können.
Fotos: Simmet / Hertz