WM 2004 in Zweibrücken - Teil 2 -
Lange vor Tagesanbruch herrschte am Samstag in den Stallungen des Landgestüts bereits emsiges Treiben. Pferde wurden gefüttert, geputzt, gesattelt und sorgfältig mit Gepäckstücken bepackt, denn an diesem Tag war der POR, der Orientierungsritt, zu absolvieren. Der erste Reiter begann bereits um 7.00 Uhr mit dem Abzeichnen der Strecke, der Letzte verließ kurz vor 11.00 Uhr den Start.
Zum Übertragen der Karte durfte man sich nicht allzuviel Zeit lassen, damit man wenigstens die ersten paar Kilometer der Strecke noch abmessen konnte. Bei der ausgehändigten Karte handelte es sich um eine Sonderherstellung des Landesvermessungsamtes, die aus vier topographischen Blättern zusammengesetzt und extra für diese Veranstaltung gedruckt worden war. Für Verwirrung sorgte im Vorfeld, dass auf dieser Karte der weiße Rand mit den Koordinatenangaben fehlte.
Im 4-Minuten-Takt verließen die Reiter das Gestüt zum Seitenausgang. Sie folgten eine Zeit lang dem Schwarzbach, bogen dann von der alten Allee in Richtung Norden ab und entschwanden dem Gesichtsfeld der Zurückgebliebenen in einem Wohngebiet. Nach einer Viertelstunde hatten sie die Stadt hinter sich gelassen.
Bei Ankunft am ersten Kontrollpunkt hielt sich dort bereits eine große Gruppe Pferde auf, so dass mit einer knappen Stunde Wartezeit zu rechnen war. Grund dieses Staus war die Ausrichtervorgabe, dass von hier ab die Teilnehmer im Abstand von 5 Minuten gestartet werden sollten. Für manch Einen kam diese Pause gerade recht, denn so war ausreichend Zeit, fehlende Kilometerstriche auf der Karte nachzutragen. Auch später, an den folgenden Stopps, mußte noch häufig gewartet werden.
Der Ritt führte über die Einöder Höhe, durch das naturgeschützte Tal der Blies, in großer Runde durch das Waldgebiet bei Kirkel und wieder zurück zum Ausgangspunkt.
In sieben Etappen mit unterschiedlicher Länge von 1,5 bis 11,5 Kilometern war die knapp 40 Kilometer lange Gesamtstrecke eingeteilt worden. An zwei Passagepunkten wurde zusätzlich kontrolliert, ob man sich auf dem richtigen Weg befand. Die vorgegebene Geschwindigkeit lag zwischen 6 und 10,4 km/h.
Nach der Mittagspause war eine Sonderaufgabe zu erfüllen: Anhand von Koordinaten waren nach dem UTM-Gitter drei Punkte zu ermitteln, die dann auf selbst gewähltem Weg angeritten werden mußten. Spätestens jetzt galt es herauszufinden, wo auf diesem Kartensonderdruck die Koordinatenangaben zu finden waren. Anders als im Vorfeld befürchtet, war dies kein Problem. Die Zahlen waren direkt auf den blauen UTM-Gitterlinien abgebildet und nicht, wie sonst üblich, am Kartenrand.
Knapp drei Kilometer vor der Stadt endete der POR. Den Rest des Weges durch die Stadt bis zum Stall legten die meisten Reiter zu Fuß zurück, nicht zuletzt, damit ihre Pferde die anschließende Veterinäruntersuchung unbeanstandet überstehen.
Pech für den deutschen Teilnehmer, dessen Pferd bei diesem letzten Fußmarsch auf dem Asphalt ausrutschte und sich beim Sturz mehrere Schürfwunden zuzog. Für dieses Paar war daraufhin ein Start am nächsten Tag erst einmal in Frage gestellt.
Gegen 20 Uhr trafen die letzten Reiter wieder im Landgestüt ein, wo sie von ihren Betreuern mit Applaus und Sekt begrüßt wurden.
Zu dieser Zeit war das große Championatsfest in der Reithalle bereits in vollem Gange.
Ein reichhaltiges Buffet, kühle Getränke und eine Country-Live-Band sorgten dafür, dass jeder auf seine Kosten kam. Mit großer Spannung wurde in den späten Abendstunden der Aushang der POR-Ergebnisse erwartet. Einige Pferde erhielten daraufhin von ihren Reitern beim letzten nächtlichen Kontrollgang eine Extra-Möhre.
Fotos: Felix Simmet - Fortsetzung folgt -