TREC-Kurs und Übungsritt auf O-Pica-Pau
Bericht: Silke Dehe, Photos: Manfred Reiss
Daß das TREC-Reiten für erprobte Wanderreiter doch einiger Vorbereitung bedarf, erfuhren die Teilnehmer des TREC-Lehrgangs auf O-Pica Pau nicht nur im Karte- und Kompaßkurs durch Sonja Schmid. Diese hatte sich sehr viel Mühe gegeben, die TREC-üblichen Orientierungsaufgaben in einer anschaulichen und leichtverständlichen Aufbereitung sowohl theoretisch als auch praktisch zu vermitteln. Bei Schneematsch und Nieselregen starteten die Kursteilnehmer mit Marschzahlenzettel und Kompanden bewappnet auf die "Kompaßstrecke" und konnten für sich feststellen, daß es den deutschen Einheitsschritt zur Ermittlung der Entfernung zwischen den einzelnen Marschzahlvorgaben leider nicht gibt.
Für die Vorbereitung auf die Gangartenprüfung und das Üben und Einschätzen der Rittgeschwindigkeit wurden rund um den VFD-Ausbildungsstall zahlreiche Fähnchen, Flatterbänder, Meterangabenschilder und dergleichen verteilt und beim Üben, Messen, Zählen und Berechnen der dabei in sich gekehrten Kursteilnehmer wunderten sich einige der Ureinwohner Dörnbergs über dieses seltsame Treiben. Sonja Schmid schaffte es auf brillante Art, schwierige Theorie einfach zu vermitteln und kassierte von allen Kursteilnehmern ausnahmslos ein positives Feedback.
Auf dem TREC-Übungsritt zeigte sich, daß die TREC.Reiter mit allen Wassern gewaschen sind...
Erbarmungsloser Regen prasselte auf die 23 mutigen Teilnehmer ein, die sich am 1.5.04 auf die 28 km lange Orientierungsstrecke wagten. Es war eine erschwerte Material-/ Ausrüstungs- und Gemütsprobe zu bestehen. Von der reizvollen Landschaft hatten die TREC-Reiter leider nicht viel und gleich am ersten Kontrollpunkt, den auch jeder Reiter fand, hieß es die bis dahin trocken verwahrte Karte auszupacken und die Punkt zu Punkt- Aufgabe zu bewältigen. Hier trennten sich dann bereits die Wege: während einige Reiter auch ohne die Aufgabe lösen zu können, am richtigen Passagepunkt "Kirche in Dörnberg" vorbeikamen, vertieften sich andere in den unendlichen Weiten des Westerwaldes und erprobten die Ausdauer und Trittsicherheit ihrer Pferde an den Südhängen mit Lahnblick. Der nächste Kontrollpunkt lag am Ende eines alten Hohlweges, der von einigen Reitern gemieden wurde, da ein gut begehbarer Parallelweg ohne tiefhängende Äste mit feuchtem Blattwerk und weitaus besserer Aussicht zur Verfügung stand. Einige Reiter wurden hier von einem pflichtbewußten Jäger verfolgt, der nach einem explosiven Gespräch mit dem Veranstalter Manfred Reiss dann über zukünftige Genehmigungsstrategien sinnierte.
Wer entlang des Mittelhangweges im vom Bergbau geprägten Gelbachtal ob der Vertiefung seines Gesichtsfeldes in die Karte das namensgebende Fließgewässer noch nicht näher betrachten konnte, hatte nach einer konditionsstärkenden Bergauf- und Bergabpassage dann die Möglichkeit, das Flüßchen auch hautnah zu erleben. Beim Ausarbeiten und Abreiten der Strecke hatten Sonja Schmid und Silke Dehe - in Begleitung eines Shetlandponies - nicht erwartet, daß nach sintflutartigen Regenfällen sich der Gewässerstand doch so arg verändern könnte und die Veranstalter bangten um das Reiterpaar mit dem geringsten Stockmaß. Beim Bachaustritt an der richtigen Stelle erfrischten die Kontrollpunktfähnchen dann die Gemüter und der kleinste im Bunde, der Isländer Njördur hatte mit Sylvia Zayer gottlob noch Grund unter den Hufen.
In einem wirklich gemeinen Waldstück wurde die Orientierungsfähigkeit dann auf Herz und Nieren geprüft. Der Kartograph hatte in dieser Region des Westerwaldes wohl seine Brille verloren, da Karte und Natur doch zahlreiche Abweichungen aufwiesen. So war es denn kein Zufall, daß kaum ein Reiter den armen, triefenden Passagepunkt "Thilo" fand, der im Unterholz Stellung bezogen hatte und seinen Stempel für die Checkkarte nicht allzu oft lüften mußte. Thilo war wirklich arm dran, denn als nach dem Ritt die Streckenposten eingesammelt wurden, schaffte man es nur auf großem Umweg, ihn auf den glitschigen Waldwegen mit dem Auto zu erreichen. Wer hier auf sein Handy baute hatte ebenfalls keine Chance !
Sofern die Teilnehmer dieses Waldstück erfolgreich hinter sich gebracht hatten, wartete der nächste Kontrollpunkt als Mittagsstop mit warmer Suppe für die Reiter, Gras und Wasser für die Pferde. Hier erlagen doch einige dem fatalen Fehler, sichtbare Kontrollposten direkt anzureiten- gut, daß es sich um einen Übungsritt handelte und der Punkteverlust dadurch erträglich ist !
Gnadenlos tropfte es nach der Mittagspause die angetrockneten Reiter wieder innerhalb kürzester Zeit in den triefnassen Zustand. Eine leichte Strecke ohne Orientierungsschwierigkeiten und Steigungen führte die erholten Reiter dann zur Kompaßaufgabe. Sonja hatte sie so "leicht" ausgearbeitet, daß manche Teilnehmer bemüht waren, den Haken daran zu finden. Wer sich verleiten ließ, den vorherigen Reitern blind nachzutappen, wurde durch zwei Strecken unterschiedlichen Verlaufes betraft - das allerdings sollten Sonja-Kenner bereits wissen, das nur die eigene Leistung punktet.
Einen Kontrollpunkt vor dem Ziel galt es noch zu entdecken - dann war die Strecke geschafft und das große Trocknen angesagt. Wenn sich die Reiter auch unterschiedlich lang mit der Strecke beschäftigten, so waren die Veranstalter doch erfreut, daß zeitnah alle wieder beisammen waren und nicht in den Weiten des Westerwaldes gesucht werden mußten.
Der nächste Tag brachte keinen weiteren Regen und die Gangartenprüfung bot unmittelbar neben dem gelbstrahlenden Rapsfeld allen Zuschauern einen wunderbaren Anblick. Da es sich um einen Übungsritt handelte, konnten die Teilnehmer bei einem "Patzer" ihr Glück nochmal versuchen.
Ein Teil der Geländestrecke mit Hindernissen mußte wegen des anhaltenden Regens am Vortag in die Halle umgelagert werden. Die Hindernisrichter waren in Ermangelung hinreichender Helfer aus der TREC-Szene durch eine Einweisung von Heike Uthmann auf ihren Job vorbereitet und handelten nach bestem Gewissen. Leider gab es einige Teilnehmer, die die Reihenfolge verfehlten - doch auch diesen wurde ihre Bewertung bekannt gegeben, da es sich ja um einen Übungsritt handelte. Da sehr viele Neulinge an den Start gingen, einige der Hindernisse wie Treppe/Graben/Furt und Sprünge auch wegen der schwierigen Bodenverhältnisse die Einsteiger ohne hinreichend Übung vor Probleme stellte, wurde vereinbart, diese Hindernisse auslassen zu können. Hierzu sollte der Reiter dies den Richtern durch Handzeichen kenntlich machen.
Es wurde dafür eine Zeitstrafe vereinbart, die das lästige dreimalige absichtliche Verweigern ersetzen sollte. Die überwiegende Anzahl der Reiter zeigte ein harmonisches Bild und war sehr gut vorbereitet. Das Auslassenkönnen der Hindernisse war gerade von den "Nichtspringern" sehr positiv aufgefaßt worden. Obwohl es sich um einen Übungsritt handelte, führte der Ehrgeiz einiger Reiter zu einem in der VFD-Szene unüblichen Umgangston mit dem Pferd, was die "Richter" aus der Freizeitreiterszene, die bereits Erfahrungen im Richten von Trailparcours u.ä. hatten, dokumentierten.
Für viele Freizeitreiter war der TREC-Übungsritt in Dörnberg die erste Tuchfühlung mit dieser Wettkampfart- einige haben Blut geleckt und fiebern nun dem Sichtungsritt im Schwarzwald entgegen. Einige haben aber auch für sich festgestellt, daß TREC sehr anstrengend ist und werden zukünftig wieder Orientierungsritte mit Trailparcour frequentieren...
Die höchste Punktzahl dieses Übungsrittes erreichte Michaela Kondr vor Elisabeth Esser und Ruth Arnold.