Trec Sichtungen in 2002 von Antje Bloch

Nachdem ich nun dieses Jahr drei österreichische Sichtungen und die deutsche Sichtung mitgeritten bin, nun anbei ein kleiner Erfahrungsbericht.

Was mir in Österreich besonders gut gefallen hat, ist (man merkt einfach die Routine) die gute Organisation.

Es wird vieles etwas lockerer gesehen, man feiert zusammen, jeder wünscht einem Glück, fragt wie es lief, man redet unterwegs miteinander – auch am Stop, die Ausrüstungskontrolle ist wenn überhaupt, sehr locker. In Schönau, wo es sehr heiss war, haben wir Marscherleichterung bekommen – das Hufbeschlagzeug wurde erlassen. Natürlich liegt es in jeder eigenen Verantwortung, trotzdem dieses oder jenes mitzunehmen, schließlich hat die Ausrüstung ja einen bestimmten Grund und ist nicht Selbstzweck.

Was auch "lockerer" ist, sind die Karten, dass hat mir immer wieder Probleme bereitet, da ich unserer sehr detaillierten Karten gewohnt bin. Es bereitet mir einfach Schwierigkeiten zu glauben, dass der als Fußweg gepunktet eingezeichnete Weg in Wirklichkeit eine kleine Autostrasse ist.

St. Pölten 19.-21.4.02

Nachdem Ingo in der Homepage auf diese Sichtung hinwies, haben Lucky und ich spontan beschlossen hinzufahren. Lucky ist hierbei unentbehrlich, ohne ihn wäre dass alles für mich nicht machbar.

Als wir Freitags nachmittags ankamen, ging es gemütlich zur Tierarztkontrolle. Die wirklich nette Tierärztin war eine lange Zeit da, damit auch die mit weiter Anreise in Ruhe alles angehen konnten.

Die offizielle Begrüssung abends war dann auch sehr gelungen, es wurde sich bei allen Helfern, Sponsoren und Offiziellen bedankt, die Richter haben eine Kleinigkeit bekommen, eine nette Geste für das Opfern der Freizeit.

Dann ging es gleich schon mal mit dem Feiern los. Sehr schlau von uns haben wir bis morgens früh 1.00 Wein getrunken. Wie Ihr Euch denken könnt, ist das nicht gerade zuträglich, wenn man am nächsten Tag um 6.00 aufstehen muss und 45 km reiten soll.

So war mein Samstag zum einen von großem Durst geprägt, von latenten Kopfschmerzen und von körperlicher, sagen wir mal, nicht gerade Fitness. Unterwegs war ich ein paar mal drauf und dran aufzugeben. Aber ein echter Wanderreiter hat Durchhaltevermögen, so bin ich bis ins Ziel gekommen, habe Lucky meinen wackeren Bajazzo in die Hand gedrückt (mit der Bitte um Erledigung der Verfassungsprüfung – hat übrigens niemand reklamiert und mich für 3 Stunden schlafen gelegt. Als ich dann wieder aufgetaucht bin, war schon wieder eine grosse Feier zugange, mit gemeinsamen Singen (es nutzt ja alles gar nichts).

Aber noch mal zurück zur Strecke, die Orientierung selbst war nicht so schwer, aber das Gelände hatte ein paar Schmankerln: wir mussten einen Fluss neben einem Wehr durchqueren, wir hatten zwei nette Steilhänge dabei. Nachdem ich ja so müde war, dachte ich Bajazzo ist auch müde und bin sie nicht geritten, sondern habe geführt. Zumindestens den ersten, nachdem Bajazzo aber fast abgestürzt ist, dann einmal um mich rumgekreiselt ist, dann endlich wieder hinter mit verstaut war, ich dauernd in mein Cape gestiegen und hingefallen bin, Bajazzo daraufhin in dem verzweifelten Versuch nicht auf mich zu treten wieder abzustürzen drohte, hat’s im gelangt - er ist einfach an mir vorbeigezogen (mit 4 hängenden Kandarenzügeln – Adrenalin marsch!) und hat oben auf mich gewartet. Ich habe es dann tatsächlich geschafft - auf allen Vieren - diesen Steilhang auch zu erklimmen.

(Das nur erwähnt an alle die, die die Schlucht bei unserer Sichtung schwer fanden)

Beim 2. Steilhang habe ich Bajazzo dann gleich vorneweg geschickt.

Auf der Geländestrecke am nächsten Tag, (die Feier hatte schon die eine oder andere Auswirkung) war erstmalig das neue Hindernis "Sprung an der Hand dabei". Die Strecke selbst war ziemlich kurz (so um die 2 km) und war einfach richtig nett, schöne anspruchsvolle Hindernisse, die aber nicht zu extrem waren. Einfach schön zu reiten. Leider habe ich Bajazzo unterwegs verloren. Beim Tiefsprung an der Hand wollte ich mein armes, zartes Ross nicht an der Kandare springen lassen und wollte ihn an die Führkette nehmen. Dabei habe ich ihn losgelassen, schließlich gehört Stillstehen ja auch zu unseren Übungen. Bajazzo aber hat gleich erkannt, dass diese Übung nicht Stillstehen heißt, sich umgedreht und ist fröhlich ohne mich davon getrabt. Zielrichtung Stall. Auf mein Rufen hat er sich noch mal umgeschaut ( so über die Schulter – er hat gegrinst, da bin ich mir sicher. Ausserdem bin ich nun auch sicher, dass in die Pflichtausrüstung Gabel und Messer oder Pfeil und Bogen, vielleicht auch eine Pistole gehören!!!). Mich hat das dann 30 Strafpunkte für Zeitüberziehung gekostet und den letzten Platz beschert. Niemals nicht werde ich jedoch meine Pferd bei den Sprüngen an der Hand loslassen, jetzt muss er halt notfalls auch mit Kandare springen, wenn er zu weit springt und einen Ruck bekommt habe, ich kein Mitleid mehr mit ihm.

Der Baumstamm war, ums nicht zu einfach zu machen, nur für die linke Hälfte als Hindernis ausgeflaggt.

Die Hindernisse waren eigentlich schön im Fluss zu reiten, bis auf die Hecke, die kam gleich nach dem Stillstand. Scheint beliebt zu sein, in Schönau kam sie nach dem Aufsitzen.

Die Reihenfolge der Hindernisse war: Tor, Baumstamm, Gang, Slalom, Tiefsprung an der Hand, Wasser, Tiefsprung, Steilhang Bergaufreiten und Bergabreiten, Brücke, Labyrinth, Rückwärtsrichten, Stillstehen, Hecke, Graben, Aufsitzen.

 

Schönau 14.-16.6.02 im Mühlviertel:

Was an Schönau besonders toll war ist die Gegend. Sanfte Hügel soweit das Auge reicht, durchaus auch hoch, aber halt rund, grün und sanft. Ständig nette Bächlein und mit federndem Splitt geschotterte Wege laden regelrecht zum Reiten ein. Durchzogen ist das Mühlviertel mit einem Netz an Reitwegen dazu die viele Reiterhöfe - hier wird ein Wanderreiturlaub traumhaft schön. Die gemeinsame Unterkunft von allen an einem Ort, (Ross und Reiter) verbunden mit einem gemütlichen Reiterstübchen und traumhaften Wetter, haben der Sichtung ein ganz besonders schöne Atmosphäre gegeben.

Die Orientierung hatte es auch prompt in sich, ein paar kleine Nettigkeiten in der Karte haben dazu geführt, dass das Feld nach der Orientierung mit bis zu 250 Punkte Unterschied auseinander lag. Die Geländestrecke war ebenfalls sehr kurz – auch so 2 – 2,5 km. Dass bedeutet bei Verweigerungen sofort Gefahr von Strafpunkte für Zeitverzug, da es dann schwierig wird auszugleichen.

In der Geländestrecke war dann erstmalig die Treppe dabei. Bis dahin hatte ich mir unter Treppe so etwas wie in Gunzenhausen vorgestellt, mit einem oder zwei Galoppsprüngen zwischendrin. Weitgefehlt: es war eine normale "Menschentreppe" aus Holz mit ca. 12 Stufen, die jeweils so ca. 30 – 40 cm tief und hoch waren.

Die Hindernisse waren: Labyrinth, Slalom, (Pflichttor nicht vergessen!), Hängende Äste, Tiefsprung ca. 90 cm. in den Steilhang hinab, Aufsprung ca. 1m, Wasser,
Tor, Gang (kam "plötzlich" im Wald nach einer Ecke), Rückwärtsrichten, Aufsitzen, Hecke, Baumstamm (Endmass aber breit und einladend), Hochsprung an der Hand (ca. 90 cm) Tiefsprung an der hand (ca. 1,10 m), Stillstand und Treppe.

Es war eindeutig nicht unser Tag, nachdem Bajazzo schon vollkommen entsetzt von den Hängenden Ästen war, die so in Augenhöhe vor im schwebten und mir auch nicht geglaubt hat, dass Pferde, wenn sie nur mal den Kopf senken unten durchtauchen können, hat er auch gleich in Folge an dem Tiefsprung gezahnt. Bei der Richterin vom Rückwärtsrichten, musste er sich dann so fürchten und abrupt stoppen, dass er mich verloren hat. Nachdem ich ihn ja schon das letzte mal verloren hatte, wollte ich partout nicht loslassen. Ein paar Meter durch das gras mitgeschleift zu werden, haben dann auch mich eines besseren belehrt und wieder einmal trabte mein Ross gen Stall.

Die Folge: die Haut an meinem Hintern ist heute noch taub, ich musste 2 Wochen lang zum Bluterguss absaugen, mein Pferd von meiner Trainerin reiten lassen, damit ich die deutsche Sichtung mitmachen konnten und wieder einmal: 30 Strafpunkte (zuzüglich die 2 folgenden Hindernisse "geschmissen"). Was mich überhaupt bewogen hat wieder aufzustehen, war die Treppe. Bis dahin hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, so etwas reiten zu können und nun wollte ich es unbedingt wissen (war übrigens ganz einfach).

Was klasse ist, ist der 3. Platz von Beatrix Mahlke. In dem ja doch ziemlich guten und großen, österreichischen Starterfeld ein echter Erfolg.