5. Weltwanderreiterchampionat – TREC 2001

vom 7 . – 9. September in Vielsalm / Belgien

 

53 Reiter aus 9 Nationen trafen sich am zweiten September-Wochenende in Mont-le-Soie, in der Nähe der belgischen Stadt Vielsalm, um während eines 2-tägigen Wettbewerbs die Jahresbesten im TREC-Reitsport zu ermitteln.

Mannschaften und Einzelreiter aus Belgien, Österreich, Deutschland, der Schweiz, Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und den USA hatten zum Teil weite Anreisen in Kauf genommen, oder, wie die Briten, mehrmals umfangreiche Quarantänemaßnahmen über sich ergehen lassen müssen, um an diesem Wettbewerb teilnehmen zu können.

Die deutsche Mannschaft kam komplett aus dem Schwarzwald: Beatrix v. Enzberg-Mahlke mit ihrem Andalusier Jarrito, Florian Mahlke und Tochter Caroline Mahlke mit je einem Friesen, dazu Meike Lefèvre mit dem erfahrenen Wastl XX.

Als Einzelreiter stellten sich der Konkurrenz Laura Segl mit Fantast aus Deggendorf und Ingo Meyer aus Hasselbach mit seinem Nachwuchspferd Parlayan. Neben dem Weltchampionat wurde erstmals auch eine nationale Juniorenmeisterschaft ausgetragen, zu der Christine Assfalg mit einem Haflinger aus Ravensburg angereist war.

Das neu eröffnete Pferdezentrum Mont-le-Soie in den belgischen Ardennen, umgeben von einem fast geschlossenen Waldgebiet, bot neben einer exzellenten Hindernisstrecke auch ein hervorragendes Umfeld, um die Orientierungsfähigkeit der Teilnehmer in unbekanntem, schwierigem Gelände zu prüfen.

Der POR (Orientierungsritt) war ca. 40 km lang , die vorgesehene Reitzeit ca. 6 ½ Stunden.

Neben der obligatorischen Veterinärkontrolle auf der Strecke wurde bei dieser Teilprüfung die Ausrüstung auch während des Rittes noch zweimal kontrolliert. Alle Reiter erreichten vor Einbruch der Dunkelheit das Ziel. Kaltes, regnerisches und zum Teil stürmisches Wetter begleitete die gesamte Veranstaltung.

Die gemäßigten Höhenunterschiede der Mittelgebirgslandschaft stellten keine übermäßigen

Anforderungen an die Kondition der Pferde. Durch die anhaltenden Regenfälle der Vortage war der lehmige Boden meist matschig und rutschig, zwischendurch aber immer wieder auch steinig.

Während des Orientierungsrittes mußte u.a. ein knapp 3 km langer Streckenabschnitt mittels 9 verschiedener Gradzahlen in einem zügigen Tempo von 12 km/h bewältigt werden. Ein anderes Teilstück sollte auf einer bestimmten Höhenlinie entlang geritten werden, ohne Leitung durch einen Weg, quer durchs Gelände.

Viele zum Teil versteckte Kontrollposten wachten über die exakte Einhaltung der Streckenvorgaben. Neu auf dieser Meisterschaft waren Kontrollpunkte abseits der vorgeschriebenen Strecke, die man n i c h t ! anreiten durfte.

Pech für alle Reiter, deren Reglement diese Variante nicht vorsieht. Manch einer befand sich auf korrektem Weg und ließ sich allein durch den Anblick des Kontrollpostens dazu verleiten, sich auf direktem Weg zu ihm hinzubegeben, wie es sein Regelwerk vorschreibt. Hierfür kassierte er 30 Minuspunkte wegen Abweichens von der Strecke. Diese Vorgehensweise gab zu einigem Unmut Anlaß. Man versprach, das internationale Reglement und auch die Übersetzungen daraufhin zu überprüfen und gegebenenfalls mit dem französischen abzustimmen.

Mit 230 von 240 möglichen Punkten erreichte die Britin Anthea Kendrick die höchste Punktzahl im POR, der ersten Teilprüfung dieses Wettbewerbs, gefolgt von dem Franzosen Jean de Chatillon mit 226 Punkten. Den dritten Platz mit 221 Punkten teilen sich Karin Boulanger und Annelyse Kinet beide Belgien mit Faye Hamilton aus Großbritannien.

Der zweite Tag brachte keine Wetterbesserung, so daß die naturgewachsene, unebene, etwas gebogene Bahn, auf der die Gangartenprüfung (MA) absolviert werden sollte, mit jedem Teilnehmer rutschiger und unangenehmer wurde. Zudem knatterten durch den starken Wind die rot-weißen Absperrbänder mit den seitlich angebrachten Werbeträgern um die Wette. Diese schwierigen Voraussetzungen ließen das eine oder andere sonst sichere Pferd schon mal stocken, oder über die Linie treten, was zu hohen Punktverlusten führte.

Trotz dieser mißlichen Umstände gelang es Marc Renard aus Belgien 59 von 60 möglichen Punkten zu erhalten. Zu 57 Punkten reichte es immerhin noch für Karl Gruber, Österreich und Olivier Gradwohl, Frankreich.

Gegen Mittag ging es im Abstand von 4 Minuten auf die 2,1 km lange Hindernisstrecke (PTV) , die in 10,5 Minuten zu absolvieren war.

Das erste von 16 Hindernissen waren 3 " hängende Äste" zum Einstimmen, es folgte ein beeindruckender 1,40 m Tiefsprung, den nur wenige Pferde ohne jedes Zögern hinabsprangen. Das Tor anschließend war zwar weniger beängstigend, dafür der folgende Graben um so mehr: Es handelte sich um einen künstlichen ca. 1,50 m tiefen und 80 cm breiten mit Eichenbohlen abgegrenzten Wassergraben. Das ganze war mit hellem Sand angeschüttet und hob sich erschreckend vom grünen Gras ab. Hier fanden sich Mengen von Zuschauern ein – und sie bekamen auch viel zu sehen. Ein Großteil der Pferde, ob aus dem Trab oder Galopp angeritten, bremste abrupt beim Anblick dieses "Ungeheuers", was auf dem sumpfigen Grasboden zu spektakulären Rutschpartien führte. Die meisten Pferde waren selbst nach zwei weiteren Versuchen nicht dazu zu bewegen, hinüberzuspringen. War erst einmal die Skepsis geweckt, wurde selbst die Alternative, ein kleinerer naturbelassener Grabensprung von manchem Pferd für unmachbar erklärt. Letztlich half nur noch absteigen und hinüberführen, damit der Ritt fortgeführt werden konnte.

Nach einer erlösenden Galoppade war ein Pflichttor (ein ca. 1 m Tiefsprung ins Wasser) und zwei Galoppsprünge weiter ein schräg zu springender Baumstamm zu überwinden. Danach hieß es Gas geben, um verlorene Zeit einzuholen.

Im großen Bogen ging es zum Slalom, anschließend waren ein Heckensprung und Rückwärtsrichten zu absolvieren.

Nach einer weiteren Wegstrecke, in der möglichst Zeit gutgemacht werden mußte, hieß es eine steile Treppe (5 Stufen, Podest und 4 weitere Stufen) ohne Taktfehler hinaufklettern. Oben angekommen war Stillstand ohne Einwirkung des Reiters und Steilhang hinabführen gefragt.

Es folgte eine etwas kompliziert anzureitende Wasserstelle, danach die Überquerung einer Holzbrücke. Der Einritt in das Labyrinth wurde durch eine Baustelle mit gelb blinkenden Lampen erschwert und auch der Einritt zur Gasse war durch einen engen Bogen behindert. Abschließend galt es einen stattlichen Aufsprung von 1,10 m Höhe sicher zu bewältigen.

Der Parcours war sehr professionell angelegt und stellte hohe Ansprüche an die TREC-Reiter. Alle Hindernisse waren stattlich und stabil gebaut und mit außergewöhnlich schönen Pflanzenarrangements geschmückt. Für die zahlreich erschienenen Zuschauer gab es abgeteilte Zonen, von wo aus sie das Geschehen sicher verfolgen konnten.

Die knapp bemessene Bestzeit spiegelte den hohen Anspruch dieses Parcours wider: 50 % der Starter mußten Punktverluste durch Zeitüberschreitung in Kauf nehmen.

Anthea Kendrick aus Großbritannien, die am Tag zuvor den POR gewonnen hatte, traf es besonders hart - sie scheiterte am Graben, weil ihr Pferd sich nicht dazu bewegen ließ, selbst die Alternative auch nur an der Hand zu überwinden - sie mußte hier den Geländeritt abbrechen. Ebenfalls aufgeben mußte unsere Juniorin auf einem für die Jugendlichen abgemilderten Parcours.

Im PTV erreichte David Hay-Thorburn, Großbritannien, 144 von 160 möglichen Punkten, vor den beiden Franzosen Laurent Mazzogut 143 und Marc Couffin 138 Punkte.

Die mit Spannung erwartete Gesamtauswertung zeigte wieder einmal deutlich die herausragende Stellung der Franzosen im TREC-Reitsport: Sie belegen mit Olivier Gradwohl, Laurent Mazzogut und Marc Coffin die ersten drei Plätze in der Einzelwertung.

In der Nationenwertung liegen sie ebenfalls auf Platz eins, gefolgt von Großbritannien und der Schweiz. Die deutsche Mannschaft mußte sich mit Platz sieben begnügen, vor Spanien und den beiden Teilnehmerinnen aus den USA.

Die Platzierungen der deutschen Reiter in der Einzelwertung sehen folgendermaßen aus:

Platz

Name

Punkte

30.

Ingo Meyer

282

31.

Florian Mahlke

270

32.

Beatrix v. Enzberg-Mahlke

267

32.

Laura Segl

267

35.

Meike Lèfevre

254

44.

Caroline Mahlke

161