Auszug aus dem Reitsportmagazin des Reiterverband Hannover-Bremen.
WM der Wanderreiter
Nur beim Schritt zackelte "Akunita"
Vera Lohrmann, einzige Vertreterin des Landesverbandes Hannover-Bremen bei den
Weltmeisterschaften im Wanderreiten war mit ihrer Leistung zufrieden: "Bei meiner ersten
WM vor einem Jahr bin ich 33. geworden. So kann das weitergehen." Im österreichischen
Mauterndorf hatte sich die 38-Jährige aus Neestahl bei Dahlenburg im Landkreis Lüneburg
mit den Besten der Welt gemessen. "Die sind mir mit ihrer Erfahrung natürlich noch einiges
voraus", erkannte Lohrmann (RFV Dahlenburg) neidlos an.
Ein Orientierungsritt über 40 Kilometer mit einem anstrengenden Anstieg von 800
Höhenmetern am ersten Tag sowie die Rittigkeitsprüfung und die Geländeprüfung am
zweiten Tag waren zu absolvieren. Davor stand die stilvolle Eröffnungsfeier auf dem
Marktplatz von Mauterndorf
(Lohrmann: "Mit Einmarsch von 50 Reitern und Pferden, vielen Zuschauern, Folklore und
Trachtenorchester.")
Traumwetter für Aktive
Aufsteigender Frühnebel, Berge, die durch den Dunst sichtbar wurden. Die langsam
aufsteigende Sonne – Traumwetter eben – begrüßte die Aktiven aus Europa und den USA
zum ersten Wettkampftag. Vera Lohrmann und ihre achtjährige Hannoveraner
Schimmelstute Akunita ging als Startnummer 31 unter 42 Aktiven ins Rennen. Sechs
deutsche Aktive waren in Mauterndorf, Vera Lohrmann war Einzelreiterin.
Ein Dutzend Stationen, zwischen denen Geschwindigkeiten von 6 bis 12 km/h einzuhalten
sind, wartet normalerweise auf die Wanderreiter. In Mauterndorf waren es am Ende neun
Stationen, "und als nach einer Station für den nächsten Abschnitt ein Tempo von 2,5 km/h
vorgegeben war, ahnten wir natürlich, was uns erwartet", so Lohrmann. Bis auf 1.800 Meter
hinauf wurden die Wanderreiter geschickt. "Über die Baumgrenze".
Fast perfekt ...
Sieben Stationen ritt Vera Lohrmann fast perfekt an, zwei brachten ihr dicke Minuspunkte:
Auf dem Weg zum dritten Kontrollpunkt verritt sie sich ("Auf meiner Karte war an einer Stelle
eine Lichtung, wo keine Lichtung sein sollte."). Den siebten Kontrollpunkt, der über einen
schlammigen Steinwall zu erreichen war, übersah sie zunächst. Rang 32 stand nach dem
ersten Tag zu Buche. Zu diesem Zeitpunkt hatten mit Leo Dirmeier und Sonja Schmidt schon
zwei deutsche Mannschaften aufgeben müssen.
150 Meter Schritt so schnell wie möglich, 150 Meter Galopp so langsam wie möglich standen
bei der Rittigkeitsprüfung zu Beginn des zweiten Tages an.
"Beim Schritt zackelte Akunita an", ärgerte sich Vera Lohmann – null Punkte. Beim Galopp
gab es auch nur zwei Punkte. Lohmann: "Wäre ich da besser gewesen, hätte ich 25. werden
können."
16 Aufgaben wie Labyrinth, Baumstamm, Brücke, Transporter und Furt warteten bei der
abschließenden Geländeprüfung auf die Aktiven. Vera Lohrmann hatte Tops – so beim Tor,
das vom Pferd aus zu öffnen und zu schließen ist ("Da haben wir vorher noch nie zwei
Punkte bekommen.") und Flops – so bei der Unbeweglichkeitsprüfung. "Akunita stand wie
ein Denkmal, aber ich habe mich nicht schnell genug aus dem Kreis entfernt, kannte das
Reglement nicht genau genug", nimmt den Fehler auf ihre Kappe.
Franzosen vorn
In der Mannschaftswertung hatten nach zwei spannenden Wettkampftagen die favorisierten
Franzosen die Nase vorn, es folgten Gastgeber Österreich und die Schweiz. Sieger in der
Einzelwertung wurde der Brite David Hay-Thomburn mit der Tinkerstute Brenfield vor dem
Österreicher Gerhard Allmer und seinem Isländer Skökki und Tristan Gracient aus Frankreich
mit seiner Reitpferdestute Sangria.
Bester Deutscher war Ingo Meyer aus Hasselbach (Rheinland-Pfalz) mit Fifty-Fifty als Siebter.
Die nächsten Weltmeisterschaften finden vom 24. bis 26. August 2001 in Großbritannien statt.
"Da will ich natürlich wieder dabei sein", betont Vera Lohrmann. Dann vielleicht schon als
23. in der Einzelwertung – wenn sie sich wieder um zehn Plätze verbessert. Und möglichst
auch mit Medaillenchancen in der deutschen Mannschaft.