19.05.2011 - PFAFFENWIESBACH
Trec-Ritt in Pfaffenwiesbach - Vor 30 Jahren von engagierten Geländereitern ins Leben gerufen - Zusammentreffen von Könnern und Anfängern
(mg). „Wo, bitte schön, geht es denn jetzt lang?“ Dies fragten sich wohl einige Einsteiger, die zum ersten Mal an einem Trec-Ritt teilnahmen. In der linken Hand führten sie die Zügel, in der rechten hielten sie den Daumen punktgenau auf der Karte, um ja nicht vom Weg abzukommen. Die Reiter des 1.-Taunus-Trec-Ritts in Pfaffenwiesbach erwartete aber noch weit mehr als die 20 Kilometer lange Geländestrecke, sie bewältigen an diesem Tag noch eine interessante Gangartenprüfung und einen anspruchsvollen Geländeparcours, wie ihn sonst nur Vielseitigkeitsreiter zu Gesicht bekommen.
Michaela Steger, begeisterte Trec-Reiterin, und Jürgen Hesse vom Reit- und Fahrverein Pfaffenwiesbach wagten sich mit ihrem bewährten Team an die Organisation und Umsetzung des Trec-Wettbewerbes für Einsteiger der Klasse E/A, der nach dem FITE-Reglement (Fédération Internationale de Tourisme Equestre) ausgerichtet wurde. Trec-Wettbewerbe wurden vor etwa 30 Jahren für engagierte Geländereiter ins Leben gerufen und haben sich in der Zwischenzeit in weiten Teilen Europas, speziell in Frankreich, zu einer Reitsportdisziplin mit unzähligen Turnierveranstaltungen entwickelt. Sogar Andrea Probstfeld, Vorsitzende von Trec-Deutschland, ließ es sich nicht nehmen, auf ihrem Pferd „Skip“ an der Premiere in Paffenwiesbach teilzunehmen und zeigte sich begeistert. Der bewährte Pfaffenwiesbacher Reitverein kümmerte sich vorbildlich um die 22 teilnehmenden Reiter, die in den drei Teilprüfungen Orientierungsreiten, Dressur- und Springreiten - in Verbindung mit Trailaufgaben -, in jeweils fünf Minuten Abstand als Einzelreiter oder in Gruppen bis zu vier Reitern starteten.
Höchstleistungen wurden in den verschiedenen Disziplinen nicht abgefragt, jedoch ein breit gefächertes reiterliches Können. Das fing schon damit an, dass die Pferde vor Rittbeginn angebunden oder in Obhut gegeben ruhig vor der Reithalle auf ihre Reiter warten mussten. Diese zeichneten währenddessen im Reiterstübchen ihre Geländestrecke von einer im Maßstab 1:25 000er Karte sorgfältig auf eine Kopie in 20 Minuten ab. Anschließend wurde aufgesessen. Die Strecke führte die Reiter durch abwechslungsreiche Landschaft. Doch so einfach ist das beim Trec-Reiten nicht: Denn der Reiter, der stets einen Blick auf die Karte haben musste, musste auch die Geschwindigkeit einhalten. Wie lange allerdings die Reiter beispielsweise das Tempo 7 halten mussten, wurde nicht verraten. Das Schwierige beim Trec-Reiten ist, dass man nicht langsamer, aber auch nicht schneller als das geforderte Tempo reiten darf, sonst verliert man wertvolle Punkte. Erfahrene Trec-Reiter wie Birgit Schuster auf ihrem Trakehner wissen genau, wie man die vorgegebene Geschwindigkeit reiten muss. Schuster, deren Pferd früher in Pfaffenwiesbach stand, betreibt heute im Westerwald ihren eigenen Reitstall und startete bereits für Deutschland auf den Europameisterschaften in Spanien und Wales und gewann hier auch den Einzelsieg. Neben Tempo und Strecke mussten die Reiter dann noch drei Kontrollposten passieren und die Augen aufhalten, um vier Knipser finden zu können, die an kniffligen Stellen versteckt waren. Schließlich kamen alle Teilnehmer freudig und wohlbehalten am Ziel an und gingen direkt im Anschluss zur Gangartenprüfung am Reitplatz. Wer mit seinem Pferd in der Dressur zu Hause ist, konnte zusätzlich wertvolle Punkte für den Galopp, der auf einer zwei Meter breiten und 150 Meter langen Bahn am langsamsten geritten werden musste, ergattern. Dagegen gelang es den Wenigsten, durch den tiefen Sand im schnellen Schritt zu punkten. d
In der anschließenden Mittagspause durften sich die Pferde in den Paddocks ausreichend erholen, für die Reiter gab es Suppen und Kuchen in der nahe gelegenen Reithalle, bevor zur Begehung des Geländeparcours zu Fuß aufgerufen wurde. Insgesamt sollten zwölf respektable Hindernisse in acht Minuten Höchstzeit bewältigt werden, wenn denn nicht das starke Unwetter mit Regen, Blitz und Donner gewesen wäre, vor dem die Reiter in die Halle flüchteten. Aus Sicherheitsgründen dehnten die Veranstalter den Durchlauf wegen der sehr rutschig gewordenen Graswege auf zwölf Minuten aus.
Die mit Sicherheitswesten ausgerüsteten Reiter erwartete eine wunderbare Geländestrecke mit schön gebauten natürlichen Hindernissen wie einem Baumstamm, Hecke, Wegpassage oder dem Auf- und Absprung. Wobei Letzterer nicht geritten, sondern erst vom Reiter zu Fuß bewältigt wurde und das Pferd hinterher springen musste. Durch diese Aufgabe sollten die Trec-Reiter beweisen, dass sie fremde Situationen im fremden Gelände erst nach Sichtung bewältigen können. Anspruchsvoll war, dass die Pferde über die Sprünge und zwischen den Hindernissen möglichst flott galoppieren, aber an anderen Aufgaben wie dem Rückwärtsrichten, Labyrinth, Tor und dem Stillstand eher ruhig und gelassen sein sollten. Auch die rutschige Wasserfurt mit Betonboden forderte den Reitern einiges ab.
Wenn auch manche Hindernisse für einige Reiter schwieriger als erwartet waren und Trainingsbedarf aufzeigten, war die Stimmung unter Veranstaltern, Reitern und den Besuchern auffallend freundlich und locker, denn in Pfaffenwiesbach reichten sich zahlreiche „alte Hasen“ der Trec-Szene und absolute Neueinsteiger die Hände.