Internationales TREC-Turnier in Hasselbach/Kastellaun
Vorbeifahrende Autofahrer staunten nicht schlecht, als sich am Morgen des 17. Juli die Bauplätze hinter dem Hasselbacher Gemeindehaus über Nacht in ein großes Camp verwandelt hatten. Knapp 50 Reiterinnen und Reiter, die aus ganz Deutschland, Belgien, Frankreich und Österreich angereist waren, hatten mit ihren Pferden hier Quartier bezogen, so dass vorübergehend ein neuer Ortsteil entstanden war.
Die Gäste waren zum Teil von sehr weit her angereist, um an der deutschen TREC-Sichtung teilzunehmen, deren Ergebnisse in die Europacup-Wertung der FITE (Federation International Tourisme Equestre) einfließen.
Nach einem liebevoll ausgestatteten kalten Buffet der Firma Frank aus Bell, das wegen des wunderschönen Sommerabends am Freitag unter freiem Himmel eingenommen wurde, entwickelte sich vor der Hasselbacher Grillhütte ein gemütliches Beisammensein, zu dem sich spontan auch viele Anwohner gesellten. Hier wurde in drei Sprachen geratscht, geschwatzt, geplaudert und gemait. Der eine oder andere Junior soll bis zum frühen Morgen ausgehalten haben, war dann aber topfit, um ab 7.30 Uhr die Route für den Orientierungsritt in seine Karte zu übertragen.
Es waren drei unterschiedlich lange und unterschiedlich schwierige Routen zwischen 25 und 40 km zu absolvieren. Für die Einsteiger war die Wegführung bei gemäßigten Tempovorgaben relativ einfach. Junioren und Senioren, die für den Einzug in die Nationalmannschaft gesichtet wurden, hatten eine Streckenführung, die komplizierte Abschnitte beinhaltete und zusätzlich waren Kompass- bzw. Koordinatenaufgaben zu lösen.
Alle drei Routen waren neben der entsprechenden Aufgabenstellung auch noch nach gutem Geläuf und landschaftlich ansprechenden Gesichtspunkten ausgesucht worden. Sie führten die Reiter durch besonders reizvolle Teile der typischen Landschaft des Vorderhunsrücks. Zum Einen über kilometerlange gemähte Graswege mit gigantischen Aussichten bis weit hinein in die Eifel, als Kontrast dazu dann wieder durch die engen, romantischen Einschnitttäler der Moselzuflüsse. Es musste gekraxelt, steile Hänge hinunter gerutscht und längere Abschnitte in Bachläufen geritten werden, weil unzugängliche Felsen bis an das Bachbett reichten. Viele Teilnehmer hätten nie vermutet, dass es in dieser sonst so lieblichen Landschaft derart steile Felsen, Schieferabbrüche oder auch mediterrane Krüppeleichenwälder gibt.
Strahlend trafen die Teilnehmer am Beller Markt, dem Ziel des Orientierungsrittes, ein und erklärten, diese herrliche Landschaft zu einem späteren Zeitpunkt gern noch einmal besuchen zu wollen.
Am Startplatz in Hasselbach wurden die Pferde dann einer gründlichen tierärztlichen Kontrolle unterzogen, nach der glücklicherweise alle die Startfreigabe für den zweiten und dritten Teil des Wettbewerbes am folgenden Tag erhielten.
In der Nacht vor dem Orientierungsritt waren die Temperaturen pferdefreundlich gefallen, und es hatte zu regnen begonnen. Glück für Pferde und Reiter auf dem Kräfte zehrenden Orientierungsritt, Pech aber für den Ausrichter, denn durch den Regen war seine sorgfältig mit Kalk markierte MA-Bahn fast völlig im Gras verschwunden. Notdürftig wurde noch in der Nacht durch Kopfleuchten erhellt eine neue Bahn ausgewiesen, die sich jedoch bei Tageslicht als nicht ganz so gelungen herausstellte. Dieser Schönheitsfehler tat der Aufgabenbewältigung, den langsamsten Galopp und schnellsten Schritt zu zeigen, jedoch keinen Abbruch.
Bei strahlend blauem Himmel wurde am Sonntag pünktlich um 11 Uhr zum Geländeparcours in Hasselbach gestartet. Der Parcours war 3,5 km lang und endete auf der Anlage des Kastellauner Reitvereins. Je nach Klasse war die Höchstzeit auf 22, 20 oder 18 Minuten festgelegt worden. Bis auf ganz wenige "Trödler" gelang es allen Reitern, diese Vorgaben einzuhalten. Nur 13 Minuten benötigte das kleinste Pferd der Veranstaltung und war damit Schnellster.
Auch die Hindernisse waren den unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden angepasst. Es gab z.B. drei verschiedene Gräben, bei der Wegpassage wurde die Sprunghöhe für die Einsteiger entschärft, Treppe abwärts mussten nur die E-Cup-Reiter zeigen, die Junioren durften dieses Hindernis führen und die Einsteiger den Hang hinunter reiten.
Die schwierigste Aufgabe schien eine Kombination von "hängenden Ästen" gleich nach dem Start gewesen zu sein, wo fortgeschrittenes reiterliches Können gefragt war. Die Kombination bestand aus zwei "hängenden Ästen" im Abstand von einem Meter, dann zwei Galoppsprünge, ein kleiner Baumstamm, wieder zwei Galoppsprünge und dann drei "hängende Äste" im Abstand von einem Meter. Diese Aufgabe galt nur für die E-Cup-Reiter, für die Junioren und Einsteiger wurde das Hindernis jeweils vereinfacht.
Am Ziel angekommen gab's für alle Reiter einen zünftigen Imbiss vom Grill bevor sie sich in aller Ruhe durch Wald und Feld wieder nach Hasselbach begaben.
Während dieser Zeit hatten die Ausrichter alle Hände voll zu tun, um die enorme Datenfülle, die bei knapp 50 Reitern anfällt, sorgfältig zu verarbeiten. Nach zwei kleineren Korrekturen wegen Zahlendreher konnte dann um 18.30 Uhr mit der Siegerehrung begonnen werden.
In der Europacup-Wertung siegte Lisbeth Lumpp aus der Normandie und untermauerte damit ein weiteres Mal ihren unangefochtenen Platz an der TREC-Welt-Spitze. Platz zwei belegte Friedrich Kriechbaumer aus dem österreichischen Schönau, der ebenfalls zu den erfolgreichsten Reitern der internationalen TREC-Szene gehört. Der dritte Platz ging an Marie-Helene Dupuy, die in Südfrankreich beheimatet und Mitglied der französischen Nationalmannschaft ist.
Michael Kriechbaumer aus Österreich lag bei den Junioren ganz vorn, gefolgt von Caroline Kindel aus Rheinland-Pfalz und Aude Stevens, Belgien.
Bei den Einsteigern gewann Maria-Gabriela Nowack aus Hessen, vor Ulrike Schäfer aus Rheinland-Pfalz und Francois Henrotte, Belgien.
Dank der Großzügigkeit der Bitburger Brauerei, dem Futtermittelhersteller JOSERA, dem Reitsportausrüster "die TENNE", dem Reitsportgeschäft R & P und zahlreicher anderer Sponsoren konnten die Teilnehmer neben einer Erinnerungsplakette auch noch viele schöne Preise in Empfang nehmen.
Fotos: Julia Völker, Fritz Schüle