Brachfeld 2006 Orkanartige Böen fegten am Wochenende 20./21. Mai bedrohlich über die Schwarzwaldhöhen, und dunkle Regenwolken entledigten sich dabei immer wieder ihrer nassen Fracht. Auf dem Brachfelder Hochplateau standen währenddessen viele in Regendecken gehüllte Pferde in ihren Paddocks und ließen das Unwetter über sich ergehen. Die Kruppen schützend gegen den Sturm gerichtet schienen sie geduldig darauf zu warten, was das Wochenende noch für Überraschungen für sie bereithalten würde. Ihre Reiter suchten derweil im Versorgungszelt des Veranstalters Schutz, waren aber stark verunsichert, ob dieses wohlmöglich in Kürze davon fliegen, oder ob die durch den Sturm gebeutelten hundertjährigen Linden, die Hof Brachfeld umgeben, eine ernstzunehmende Gefahr werden könnten. Der Veranstalter und seine Helfer hatten unterdessen alle Hände voll zu tun, die Planen und Werbebanner im PTV-Parcours zu sichern. 25 TREC-Reiterinnen und -Reiter wollten an diesem Wochenende ihre Kräfte messen bzw. ihr Können unter Beweis stellen. Da diese Veranstaltung nicht nur als deutsche Sichtung, sondern auch für die Europa-Cup-Wertung ausgeschrieben war, waren Teilnehmer aus Österreich, Frankreich, Großbritannien und der Schweiz angereist. Der POR hatte eine Gesamtlänge von ungefähr 35 Kilometer. Das vorgegebene Tempo lag zwischen 7,5 und 10 km/h, wobei etliche Höhenmeter zu überwinden waren. Routinierte TREC-Reiter nannten die Anforderungen angemessen, während Newcomer sich überrascht zeigten, welche Anstrengungen von ihnen und ihren Pferden erwartet wurden. Die Mittagsrast war komfortabel mit einem Pavillon ausgestattet. Freundliche Helferinnen reichten frisch gebutterte Laugenbrezel oder nach Wunsch belegte Brötchen, Obst und Getränke. Kurz vor dem Ziel hatten die Reiter die Aufgabe zu erfüllen, anhand von Koordinatenangaben drei bestimmte Punkte auf der Karte zu ermitteln und diese dann anzureiten. Nach einem stürmischen und ereignisreichen Ritt wurden die Teilnehmer am Abend mit einem leckeren Essen belohnt, das sich durchaus mit den Verhältnissen in Frankreich messen kann. Beim anschließenden großen Palaver wurden unter anderem etliche Verluste beklagt: drei verlorene Hufeisen, ein mit Franken prall gefüllter Geldbeutel, ein Kompass, und sogar ein Pferd waren während des Tages abhanden gekommen. Zum Glück hatte sich bis auf den Kompass alles wieder angefunden. Für eine Reiterin war der Wettbewerb schon am ersten Stopp beendet. Ihr Pferd machte sich beim Aufsitzen allein auf den Weg - leider nicht auf die vorgegebene Strecke. Alles freundliche Zurufen und Locken half nichts, das Pferd hatte offenbar Anderes vor. Zuerst glaubte die Reiterin noch, das nächste leckere Grasbüschel würde ihr Pferd zum Fressen veranlassen. Falsch gedacht, es war nicht mehr zu bremsen. In kürzester Zeit war es außer Sichtweite und nicht einmal Hufspuren verrieten den eingeschlagenen Weg. Voller Sorge fuhr man zum Hof Brachfeld, aber auch dort war weit und breit kein reiterloses Pferd gesichtet worden. Wo in aller Welt soll man im tiefen Schwarzwald ein herrenloses Pferd suchen? Wohin wird sich ein Pferd wohl instinktiv hingezogen fühlen? Na, wohin schon, ...... liegt doch ganz nahe, ...zum Viehhändler im nächsten Ort!! Auf dessen Hof hatte sich das Pferd begeben, sich absatteln und auf die Weide bringen lassen. Später beim Abholen bekam die Besitzerin vom Viehhändler noch gleich ein paar Lebensweisheiten mit auf den Weg, z.B.: "...wenn ein Pferd wegläuft ist immer der Reiter schuld, jawohl!" und sie solle auf jeden Fall nur noch im Schritt heimreiten. Froh und glücklich, dass bei dieser Aktion niemand zu Schaden gekommen war, ritt sie, wie man ihr geraten hatte, im Schritt heim. |
Auch in der folgenden Nacht wütete der Sturm unvermindert, so dass am Morgen vor der Gangartenprüfung erst einmal ein umgestürzter Apfelbaum von der Reitbahn geräumt werden musste. Im Laufe des Vormittags waren die dunklen Wolken dann vertrieben worden, und die lang ersehnte Sonne verbesserte die ohnehin schon gute Stimmung.
Eine besondere Schwierigkeit der MA-Prüfung lag darin, dass erst ein wenig bergab, dann bergauf und im Bogen geritten werden musste, und das Ganze auf recht holprigem Grasboden. Dass der Österreicher Charly Gruber unter diesen Umständen bei beiden Durchgängen die volle Punktzahl erzielen konnte, ist ganz besonders hoch anzuerkennen. Auch im PTV-Parcours mussten erst ein paar Windschäden beseitigt werden, bevor man die Prüfung beginnen konnte. Besonderen Eindruck auf manchen Reiter dürften der respektable Tiefsprung und ein Furcht einflößender Baumstamm gemacht haben. Durch die Anhäufung von zahlreichen Hindernissen auf engem Raum war die Linienführung zwischen den Hindernissen etwas gewöhnungsbedürftig und erforderte geschicktes Reiten. Für die Zukunft müsste geklärt werden, ob es zulässig ist, vor eng platzierten Hindernissen Volten zu reiten, oder gar durch die Startfähnchen eines anderen Hindernisses, um sich einen einfacheren Anritt zu verschaffen, oder ob es, wie z.B. in Frankreich, beim Kreuzen der Linie 3 Punkte Abzug gibt, und das Reiten durch die Startfähnchen eines anderen Hindernisses sogar als Verritt gewertet wird und damit Ausschluss von der Prüfung bedeutet. Beim Stillstand fiel auf, dass einige Teilnehmer die Zügel am Sattel fixierten. Vor der nächsten Veranstaltung müssten Richter und Reiter darauf aufmerksam gemacht werden, dass das Fixieren von geschlossenen Zügeln regelwidrig ist und geahndet werden müsste. (Siehe FITE-Reglement Seite 52 unter Strafpunkte: geschlossene Zügel nicht auf Hals, Brutalität - 3 Punkte) Den Abschluss der Veranstaltung bildete eine eindrucksvolle Siegerehrung zu Pferd, die den Zuschauern ein schönes Bild von den TREC-Reitern mit ihren unterschiedlichen Pferden vermitteln konnte. Die beiden Österreicher Günter Wolf und Charly Gruber erreichten bei Punktegleichheit Rang 1 und 2, gefolgt von Lisbeth Lumpp aus Frankreich mit Platz 3 und der Britin Hilary Barnard auf Platz 4. Die höchste Punktzahl bei der deutschen Sichtung erreichte Ingo Meyer, gefolgt von Gaby Nowack und Carolin Mahlke. Die Gruppe der Junioren und Einsteiger führt Willi Schröder an, gefolgt von Wiebke Reinker und Katharina Loeck. |